La Scaltra – Interview

Am 14. Juni 2019 erscheint das dritte Album von La Scaltra bei Solar Lodge. „The third eye“ wartet mit einer Fülle an neuem Material der „Banshees“ auf. Seit dem letzten Album 2017 ist viel passiert: neues Bandmitglied, viele Liveauftritte mit neuer Show und der ein oder andere neue Song wurde bereits live präsentiert.

La Scaltra spielten am Freitagabend als Headliner in der Moritzbastei auf dem Wave Gothic Treffen 2019 in Leipzig. Für mich eine besondere Gelegenheit nicht nur die Show, sondern auch ein Interview mit der Band zu führen.

Seit eurem Debutalbum „Freakshow“ (2017) hat sich viel verändert. Neues Bandmitglied, Live-Performances zu viert, viel Aufmerksamkeit in Social Media. Bitte erzählt doch etwas dazu. Aeleth Kaven: Hallo Jawa, schöne Sache mit dem Solar Lodge MAG! Ja, wir empfinden es auch so, dass La Scaltra sich sehr entwickelt hat in der letzten Zeit. Nicht zuletzt hatten wir in der kurzen Zeit, die es uns überhaupt gibt, schon viele qualitativ gute Gigs mit und von tollen Menschen. „Wir“ haben ein Baby bekommen, haha – okay, eigentlich nur Dae, aber Ron ist unser aller Schatz. Mit Saeda hat La Scaltra eine wirklich gute und stilsichere Bassistin an Bord. Die Aufmerksamkeit im Social Media Bereich freut uns natürlich, man kann mit Leuten rund um den Erdball in Kontakt treten und die Resonanz haut uns noch immer um. Wer hätte gedacht, dass unsere Songs z. B. in den USA, Mexico, Italien oder Peru in den Clubs laufen? Das alles ist unglaublich… toll!

Das neue Album „The Third Eye” beinhaltet beachtliche 12 Songs. Neben der musikalischen Fülle fällt einem optisch sofort das künstlerische Cover-Artwork ins Auge. Wer hat das Bild entworfen? Welchen Bezug zu euren neuen Songs kann man dazu direkt herstellen? Aeleth Kaven: Das Cover-Artwork stammt von Peter Wolf aus Bulgarien (https://www.deviantart.com/ravenwingsonsundown). Das Artwork zeigt eine schwarze Hexe mit einem dritten Auge auf der Stirn. Im spirituellen Bereich wird dieses dritte Auge als das Stirnchakra bezeichnet, der Sitz des höheren Geistes, die energetische Verbindung zu Seele und Geist. Dieses dritte Auge steht u. a. für den Blick der Wahrheit und Klarsicht. In unseren Songs verarbeiten wir böse Erlebnisse, schmerzvolle Erinnerungen, Zeiten, in denen unser drittes Auge geschlossen war. Da wir nun klarer auf all das blicken können, ist der Titel „The Third Eye“ aus gutem Grund gewählt. Wir sehen klar auf all das, was passiert ist, reflektieren uns und finden Frieden. Man sollte sich entwickeln, dazulernen im Leben, altes loslassen, neue Türen öffnen. Sein drittes Auge öffnen.

„The Third Eye“ als Titel eures neuen Albums bringe ich auch mit euren letzten Liveauftritten, z.B. auf der Solar Lodge Convention 2018 in Verbindung. Ihr drei Frauen hattet dieses Symbol auf eurer Stirn. Ist euch grundsätzlich die Symbiose aus Optik auf der Bühne zum Inhalt eurer Songs wichtig? Habt ihr dazu zukünftige Ideen, die für kommende Liveauftritte in Vorbereitung sind? Aeleth Kaven: Das Symbol der Hekate ist für uns ein Zeichen und Ausdruck unserer Weiblichkeit. Diese Optik auf der Bühne geht schon einher mit unseren Songs, und wir sind bestrebt, da optisch was zu kreieren. Z. B. wollen wir den Belly Dance / Tribal Dance (-Look) weiter einfließen lassen und künftig natürlich auch über Tanzeinlagen nachdenken. Wie das Ganze allerdings aussieht, steht noch nicht konkret fest. Dae Widow: Ich finde, dass gerade der visuelle Aspekt eine immer größere Bedeutung bei Live Auftritten erhält. Die Kunst besteht darin, die Melodie und die Lyrik im Einklang mit der Performance sowie dem äußerem Erscheinungsbild zu bringen. Ich sehe das ungefähr so, als ob man ein Gemälde betrachtet. Dort ist es auch das Zusammenspiel von Farben, Maltechnik und den Details, die ein Gemälde zu einem Kunstwerk aufblühen lassen.

Aeleth, eines eurer ersten Konzerte durfte ich miterleben, da wart ihr noch zu dritt, du hast Gesang+Bass performed. Wie waren diese Parts für dich? So ist es oft eine Herausforderung: Gesang und Bass spielen gleichzeitig. Aeleth Kaven: Ja, ich erinnere mich… Cottbus, und der Nebel raubte mir kurz die Stimme… (lach) . Ich liebe es, zu singen und ich liebe es, Bass zu spielen, aber beides gleichzeitig ist eine Herausforderung, und ich ziehe meinen Hut vor jedem, der das schafft. Als wir damals den Gig in England hatten (Sacrosanct 2016), da wollte ich eigentlich nur kurzfristig einspringen. In 2 ½ Monaten hatte ich die Songs auf dem Bass eingespielt mit Gesang dazu, harte Nummer… der Auftritt war gut, die Mühe hatte sich gelohnt, aber da unsere Songs sehr auf Gesang aufgebaut sind, hat man da wenig Freiraum auf der Bühne. Ich konnte dort gut und gern eine Stunde lang stehen wie ein Zinnsoldat (lach), denn um rumzulaufen oder zu tanzen habe ich viel zu viele Gesangseinlagen, das funktionierte nicht. Performance ist wichtig auf der Bühne, das hatte ich mit dem Bass einfach nicht so gut drauf. Jetzt fühle ich mich wohler. Bass spiele ich natürlich immer noch.

Saeda Moreau, seit wann bist du offiziell bei La Scaltra und wie kam es dazu? Saeda Moreau: Ich bin seit Februar 2018 offizielles Mitglied bei La Scaltra. Aeleth und ich kannten uns schon über ein paar Ecken und da sie wusste, dass ich Bass spiele, hatte sie einfach mal angefragt ob ich Bock darauf hätte. Und ja, ich hatte Bock und es passt gut, nach wie vor, ich freue mich, dabei zu sein.

Warst du beim Einspielen der neuen Songs involviert? Saeda Moreau: Beim Einspielen direkt nicht. Die Hauptarbeit mit dem Songwriting hat Aeleth, aber sowohl Dae als auch ich haben beim Songwriting immer wieder mit reingehört und unsere Meinungen und Ideen dazu gepackt. Das Einspielen überlasse ich Aeleth und Jay, da sie an der Quelle (Tonstudio und Aufnahmen) sitzen, das funktioniert super.

Ihr habt viele Fans weltweit. Auffällig ist die große Anzahl von Leuten aus Südamerika. Wie erklärt ihr euch diese Anhängerschaft? Gibt es von eurer Seite oder von Seiten diverser Veranstalter aus dieser Gegend Pläne, dort live zu spielen in naher oder ferner Zukunft? Aeleth Kaven: Wir wissen nicht, warum das so ist, aber es freut uns sehr und ist immer wieder unglaublich! Es gibt gerade in Südamerika auch viele Leute, die der schwarzen Szene angehören. Allein in Brasilien, Peru oder Mexico haben wir so viele liebe Menschen in unserem Netzwerk, die La Scaltra als DJs unterstützen, sogar in den USA. Da diese wunderbaren Menschen unsere Songs spielen, erweitert sich die Zahl derer, die La Scaltra hören können, ob nun auf Partys, in der Disco oder im Radio. Dae Widow: Wir würden unheimlich gern mal eine Südamerika-Tour machen und die USA auch gleich abchecken. Aber da ist nichts Konkretes geplant. Wir hoffen, dass es in der Zukunft realisiert werden kann, – so ein Trip muss natürlich auch richtig geplant und vorbereitet sein, mal eben rüber fliegen ist leider nicht drin.

Wenn ihr sofort entscheiden müsstet, zu welchen drei Songs des neuen Albums ihr eine spezielle Fotosession macht: welche drei Songs wären das und wie würdet ihr das inhaltlich/optisch umsetzen? Welche Message wäre für euch sehr wichtig? Aeleth Kaven: The Spell – Hexentanz, Feuer usw., Good Sinner – Irgendwas Diabolisches im Nonnenkostüm, Imago Diaboli. Saeda Moreau: Dito – vor allem The Spell mit Feuer und Hexentanz.

Apropos Fotos: im Booklet sind sehr stimmungsvolle Fotografien von euch vieren. Wer hat diese Aufnahmen gemacht? Wie war der Entstehungsprozess dazu? Aeleth Kaven: Diese Fotos, die wir an einem Nachmittag bei 30 Grad Außentemperatur in der abgedunkelten Wohnung gemacht haben, stammen von einem befreundeten Künstler. Namen möchten wir hier nicht nennen. Es waren relativ spontane Posen, die er vorgab und wir alle kreativ umschlagen konnten. Im Hintergrund lief „Chelsea Wolfe“ – perfekt.

Dae Widow, Du hast den kreativen Part bei La Scaltra, das merkt man an vielen Fotos von dir und nicht zuletzt in dem sehr gelungenen Video „Cantate“. Wo kommen die Inspirationen dafür her? Dae Widow: Ich würde jetzt nicht sagen das ich den kreativen Part habe. Bei dem Video Cantate gehört das ganze Lob Kevin (Bullmaxx Studios), er hatte die Vision dafür gehabt. Ohne ihn wäre es nicht zu dem geworden was es ist. Lediglich ein oder zwei kleine Ideen kamen von mir. Woher die Inspirationen für die Fotos kommen kann ich gar nicht so genau sagen. Die sind einfach da. Mein Kopf ist voll von Ideen, nur leider scheitert die Umsetzung meist an der fehlenden Zeit. Ich liebe es einfach Emotionen, Mystik und Ästhetik in Bildern festzuhalten und zu vereinen. Getreu dem Motto „Find Beauty In Darkness“….

Viele Fans interessieren oft „Facts beyond“ einer Band: Bitte erzählt uns etwas davon, z.B. habt ihr die „Cabaret“ sehr individuell gestaltet, mit einer Fledermaus. Euren Merch Stand präsentiert ihr ebenfalls stylisch und individuell mit Arrangements von Kerzen, Bildrahmen, stimmiger Farbgebung, selbst gepackte Fanpackages. Das macht alles viel Mühe. Kreiert und fertigt ihr das alle gemeinsam an? Aeleth Kaven: Bei der Cabaret haben Dae und ich die kreativen Ideen noch umgesetzt. Heute ist es so: Das Meiste davon kreiert unser Merchmaster René zusammen mit Dae und bringt sich somit auch kreativ-künstlerisch ein. Er kümmert sich wirklich super um den Merch und alles, was dekotechnisch und rundherum passiert. Wir alle haben Ideen und bringen das dann zusammen, das harmoniert super.

Gibt es einen Ort, ein Land, in dem ihr unbedingt einmal live spielen möchtet? Wenn ja, wo & warum dort? Aeleth Kaven: Überall dort, wo wir noch nicht waren, aber vor allem Polen und Rumänien. Meine Familie und Vorfahren kommen aus Polen, Schlesien und Ostpreußen. Castle Party Bolkow z. B. wäre der Hammer für mich! Dae Widow: Definitiv Japan! Ich war des Öfteren dort und es ist einfach ein faszinierendes Land mit außergewöhnlichen Menschen.

„The Spell“ ist ein Song, den ihr bereits 2018 in eurem Live-Set präsentiert habt. Songstruktur und Gesang harmonieren, aus meiner Sicht nahezu ein typischer „La Scaltra“ Song. Eine Art Beschwörung, wie kam es zu diesem Text? Aeleth Kaven: Ich wollte textlich nach einer Art „Witches‘ Chant“ arbeiten, also einige Reime und Rhythmus mit deskriptivem Material. Daraus entstand „The Spell“, eine Art moderner Hexentanz.

Melodisch, eingängig, ebenso klangvoll ist „The Sentinel’s Lot“. Bereits nach einmaligem Hören bleibt dieser Song im Ohr. Welches Szenario steckt hinter eurem beschwörenden Gesang? Aeleth Kaven: Hinter „The Sentinel’s Lot“ steckt die Verlockung, loszulassen, sich fallen zu lassen („…let it all go…“), in Zeiten in denen man nur noch allein sein möchte, frei sein möchte, einem quasi die Decke auf den Kopf fällt, alles zu viel wird (z. B. „…Love’s cruelty…“) und dieses sich wie ein ewiger Kreis anfühlt („…Perpetuum mobile…“), aus dem es gefühlt kein Entrinnen gibt. Der Song sagt „Lass los was dich unglücklich macht!“ und jeder weiß vielleicht, wie schwer das Loslassen manchmal fällt.

Aeleth, die Texte entstammen deiner Feder. In welchen Stimmungen/Tages- oder Nachtzeiten entstehen deine Texte? Aeleth Kaven: Das ist unterschiedlich. Es gibt Tage da kann man nichts schreiben, es geht einfach nicht. Dann lasse ich es einfach und widme mich anderen Dingen. Aus Krampf heraus entsteht bei mir nicht viel, da brauche ich gewisse Momente. Manchmal habe ich Geistesblitze, die passen, die setze ich dann um. Ich initiiere nichts. Gedanken, wie die Kunst, sind Freiflug, kein Zwang.

Ist „The Third Eye“ für euch ein Konzeptalbum? Aeleth Kaven: Ich denke eher nicht. Für ein konzeptionelles Album müssten die Songs hauptsächlich thematisch und stilistisch in eine Richtung gehen. Einige unserer Songs befassen sich mit Erlebtem, Gefühltem und dem daraus Entstandenen. Diese könnte man inhaltlich passend für den Titel „The Third Eye“ betrachten, aber eben auch nicht alle Songs, und somit nicht per se konzeptionell.

“Whatever you send out – be careful. It could come back to you, in best or worst case.“ Lebensmotto? Message eures Albums? Beides? Möchtet ihr euren Fans noch etwas sagen? Aeleth Kaven: Beides. Wir glauben an Karma. Und wir glauben hexenhaft an das Gesetz der drei: alles was man aussendet, kehrt dreifach zurück. Man sollte beachten, welche Energien man in die Welt hinausschickt. Alles ist Energie.

Ich bedanke mich für eure Zeit, sich diesen Fragen zu stellen. Aeleth Kaven: Sehr gerne. Wir bedanken uns herzlich für das Interview, euren Support und wünschen euch und dem MAG alles Gute und viele großartige Ideen! Danke an all unsere „pretty creatures“ fürs Lesen und LA SCALTRA-hören!

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