AEON SABLE – “Aenthology” – Ein Blick zurück und Visionen für die Zukunft

 „Ten Years of Gothic Rock“, eine Dekade mit vielen eindringlichen und prägenden Songs von Aeon Sable. Die erste Veröffentlichung eines Best-of-Albums, wie fühlt sich das für euch an? Din: 10 Jahre sind eine lange Zeit in der wir unmengen Energie in unsere Musik gesteckt und uns selbst plus unsere Arbeit weiterentwickelt haben. Ein guter Zeitpunkt um zurückzublicken und die Arbeit des letzten Jahrzehnts unter heutigem Wissen Revue passieren zu lassen. Wie wir uns dabei fühlen ist schwer auszudrücken… nur ein paar Tage älter und hoffentlich ein paar Takte weiser.

Eine sorgfältige und überzeugende Songauswahl zu treffen für ein Best-of-Album ist sicherlich immer eine besondere Herausforderung. Ihr habt in den letzten zehn Jahren fünf Alben und eine EP veröffentlicht. Durchaus produktiv. Wie habt ihr in der Band die Auswahl der neun Songs für „Aenthology“ auserlesen? Din: wir wollten auf jeden Fall jedem einzelnen Album ein möglichst gleichgrosses Gewicht auf der 10-Jahres-Anthologie geben, da jedes Album im gleichen Maße die Optik und den Sound von „Per Aspera Ad Astra“ bis „Aether“ mitgeprägt haben. Nach unserer ersten persönlichen Auswahl hätte es ein Doppelalbum werden müssen. Als wir dann noch einkalkuliert haben welche Songs bei den Hörern besonders gut angekommen sind konnten wir sie (teils zähneknischend) auf 10 reduzieren. Vielleicht hätte der eine oder andere seinen persönlichen Favoriten noch gern gesehen, so wie „Anthology“ jetzt ist gibt es den bestmöglichen Rückblick auf Aeon Sable.

Hat sich beim Songwriting, den Texten, den Gedanken zur Instrumentierung in den letzten Jahren einiges geändert? Gab es Konzepte, einen neuen Stil auszuprobieren, live eine zusätzliche Besetzung von (anderen?) Instrumenten umzusetzen oder an der visuellen Darbietung mehr zu experimentieren? Din: Es hat sich eigentlich nichts grundlegend geändert, es hat sich nur entwickelt. Von harten Stilbrüchen halten wir nichts, vielmehr möchten wir das unsere Arbeit lebendig und beweglich bleibt. Egal ob Licht & Ton, Artwork & Mastering, Lyrics & Instrumente, jeder feilt seinen Teil weiter aus damit das große Ganze so optimal wie möglich wird.

Fans, die euch öfter live in den letzten Jahren gesehen haben, werden es bemerkt haben: gerade eure Lichtshow hat einen großen Wiedererkennungswert und ist sehr stimmig mit eurer Performance.
Wer denkt sich die Lichtkonzepte aus? Habt ihr für jeden Song eine Vision dafür oder darf das euer „Herr des Lichts“, Lux, entscheiden? Nino: Unsere Crew (u.A Licht) bekommt von Din und mir einen sehr breit gesteckten Rahmen und die erforderlichen Instrumente an die Hand. Wir vertrauen auf eine engagierte Umsetzung. Klar gibt es immer Rahmenbedingungen, diese sind allerdings stets an die Kreativität und an das Engagement der Umsetzenden geknüpft.

Ihr spielt als nächstes Konzert am 28.03.2020 auf dem etablierten Festival „Dark Skies over Witten“: habt ihr eine besondere Setlist als Headliner geplant? Nino: Nein, Setlists passen wir immer kurz vorher, an den Spirit der Venue an.

„Wish-time“: einen Videodreh in Hong Kong zu „Dancefloor Satellite“ hattet ihr ja bereits. Songs visuell in anderen Ländern umzusetzen ist sicher ein Privileg und macht besonders kreativ. Wenn ihr nochmals einen Wunsch hättet, ohne finanzielle Grenzen. In welchem Land und zu welchem Song würdet ihr gern ein Video anfertigen? Nino: O Senhor do Medo würde ich liebend gerne mal in Lissabon abdrehen. Dafür würden wir aber eine Stange Geld benötigen. Das Script liegt allerdings schon lange in der Schublade.

„Pioniere des Third Wave Gothic Rock” habe ich vor Kurzem im Zusammenhang mit Aeon Sable gehört. Könnt ihr das etwas ausschmücken? Welche Merkmale habt ihr, die euch zu „Pionieren“ gemacht haben? Nino: Naja… „Pioniere“ und „Dritte Welle“ widersprechen sich irgendwie… keine Ahnung, wer sich die Bezeichnung ausgedacht hat… Vielleicht ist es ja generell eine gute Formel, seine Inspiration gar nicht aus dem Bereich zu schöpfen in dem man (ohrenscheinlich) tätig ist, sondern einfach das zu schaffen, wonach einem ist und das Erschaffene dann von anderen kategorisieren und benennen zu lassen. Da ich uns weder als Pioniere sehe noch diese These vertrete, kann ich mich dazu schlecht äußern.

Auf der letzten Solar Lodge Convention im September 2019 gab es von euch die exklusive „Hand of Glory Performance“ live zu sehen. Was war aus eurer Sicht das Besondere daran? Welche Ideen habt ihr zum allerersten Mal live umgesetzt? Gibt es eine Wiederholung dieses Sets? Din: Das Besondere daran war, das wir vorwiegend Stücke gespielt haben die wir seit Ewigkeiten nicht mehr Live gespielt haben, als auch Stücke die vorher noch nie das Licht einer Bühne gesehen haben. Quasi eine unbekanntere Seite von Aeon Sable. Licht und Ton mussten dabei an die neuen Begebenheiten angepasst werden. Es gibt keine Pläne dieses Set in der Art zu Wiederholen, ob Elemente daraus in Zukunft genutzt werden ist aber durchaus möglich.

„Die Musik richtet sich an die Fähigkeit, Gefühle nachzuerleben. Und ihr Bereich ist die Harmonie und Zeit.“ (Leo Tolstoi, russ. Schriftsteller). Eure Gedanken dazu? Din: Da gehe ich d’accord mit und wage nicht dem russischen Adelsgeschlecht zu widersprechen. Ich denke das nur ein Teil einer Persönlichkeit aus einer offenen bewussten Komponente besteht und ein wohl ebenso großer Teil aus einer versteckten Unbewussten. Die letzte Genannte ist wohl die woraus sich die Musik nährt, als auch die weshalb sich Menschen zu Musik hingezogen fühlen. Daher ist es auch so schwierig Musik in eine formale Struktur zu verpacken.

„Praying Mantis“: ein intensiver, starker, überragender Song von Aeon Sable, aus meiner Sicht oft der Höhepunkt bei eurer Live Performance. Erlebt ihr diesen Song gerade live auch jedes Mal anders? Visionen für die Zukunft? Kann/wird es Songs in dieser Art für die Zukunft geben? Nino: Praying Mantis spielen wir wahrhaftig immer dann, wenn unsere Show eine eigene Dynamik bekommen soll und darf. Wenn die ersten Töne erklingen, verlasse ich immer diesen irdischen Raum und gebe mich gänzlich der Musik hin. Hier gibt es keine Zweifel, keine Angst, keinen Raum mehr. Alles ist richtig und die Kunst entfaltet sich jedes Mal aufs Neue, so wie sie es will.
Ein Werk dieses Formats noch einmal in der Zukunft zu erschaffen liegt uns fern. Es passiert, oder es passiert nicht.

Wie sehen eure Pläne aus? Arbeitet ihr an einem neuen Aeon Sable Album? Nino: Wir arbeiten an einem neuen Album.

Ihr seid angekündigt für das Deepland Festival 2020 im September in Sao Paulo, Brasilien. Welche Erwartungen habt ihr bezüglich der brasilianischen Szene? Bleibt ihr länger in Brasilien, um Land & Leute näher kennenzulernen? Nino: Ja. Brasilien ist wahrhaftig eine tolle Sache. Wir freuen uns sehr auf das Festival, Land und Leute. Ich habe allerdings schon lange aufgehört Erwartungen zu haben. Dinge passieren, oder eben nicht.

Vielen Dank Nino und Din für eure Zeit und euer musikalisches Schaffen!

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