LA SCALTRA – Witches‘ Chant

Euer Debutalbum „Cabaret“ wurde 2016 von euch selbst veröffentlicht. Ich habe ein Exemplar in einer schwarzen CD-Hülle, mit einer schwarzen Fledermaus versehen, auf der eure beiden Unterschriften drauf sind. Sehr individuell und passend für LA SCALTRA. Könnt ihr euch noch an den Augenblick erinnern, als ihr euer erstes Album physisch in den Händen gehalten habt? Aeleth Kaven: Oh ja, das war schon großartig. Wir haben ganz bewusst auf Schlichtheit gesetzt und mit einem Papercase begonnen. Zum einen war es natürlich auch eine Geldfrage, zum anderen fanden wir den Paper style auch sehr schön handlich. Wir hatten vorher überlegt, wie wir die CD gestalten und waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wir wollten etwas, was man „in die Hand drücken kann“, und zwar persönlich, was wir auch nach unserem ersten Konzert in Witten getan haben – wir sind rumgelaufen und haben Freunden, Bekannten und Leuten, denen unsere Musik gefiel, eine CD gegeben, mit Unterschrift und eben dieser kleinen Fledermaus. Das kam von Herzen und es kam gut an. Das Geld, das wir damals dafür bekamen, steckten wir in eine Zweitauflage, die dann auch ausverkauft war. Merch hatten wir damals nicht, nur eben diese CD.

Auf Grund der vergriffenen Erstauflage habt ihr euch mit Solar Lodge verständigt und nun erscheint die „Reissue“ Version von „Cabaret“ in neuem Gewand. Viele eurer Fans wird es freuen. „Downfall“ ist ein zusätzlicher Song. Bitte erzählt etwas zur Entstehung dieses Songs. Habt ihr ihn extra für die neue „Cabaret“ geschrieben? Aeleth Kaven: Downfall war nicht speziell dafür geschrieben, es war vielmehr ein besonderer Song, den wir zu einer besonderen Zeit geschrieben haben. Ein Protestsong gegen die sogenannten psychischen Vampire oder krankhaften Narzissten. Dae und ich kamen mit solchen Menschen in Berührung und mussten erfahren, wie negativ diese Erfahrungen sind. Daraus resultierte Downfall und wir sind stolz darauf. Im Song befindet sich auch ein kleines Sprachsample, welches die Message des Songs verdeutlicht.

Das Debut-Album einer Band ist in der Diskografie immer etwas Besonderes. Würdet ihr dieses Album aus heutiger Sicht als richtungsweisend für spätere Alben und Songs betiteln? Wenn ja, warum? Aeleth Kaven: Cabaret ist voll mit Gedanken und Gefühlen, zudem inspiriert von unserer Liebe zum Grusel- und Horrorgenre. Man könnte sagen, Cabaret ist das Fundament, auf dem wir weitere Songs aufgebaut haben und aufbauen. Es ist das Album, welches uns unseren Weg und diesen „Gloomy Style“ gedeutet hat. Cabaret ist sozusagen unser Stempel, den wir auf und mit uns tragen.

Das Cover der neuen „Cabaret“ zeigt dich, Aeleth und Dae Widow in einer geheimnisvollen, anmutigen Szene mit verbundenen Augen, Kerzen…ein sehr stimmungsvolles Bild. Welche Aussage steckt dahinter? Wie kann man dies in Verbindung zu eurer Musik bringen? Aeleth Kaven: Das Bild zeigt uns in einer Art innerer Meditation. Die verbundenen Augen mögen sagen „Ich sehe in mich hinein, nicht nach außen.“ Die Kerzen dienen zur Unterstreichung dieser Szene. Das Ganze war eine eher spontane Idee, aber ist auch so ganz wir, denn wir existieren zwar im Außen, dennoch leben und erleben wir im Inneren. Dieses Gefühl von Verbundenheit zu sich selbst, mit all dem „Leben“, der Liebe, der Trauer und allen Komponenten des Daseins als Mensch – das sind wir und das ist die Musik von LA SCALTRA.

Der erste entstandene Song der „Cabaret“ war „The Garden“. Bitte erzähle uns etwas zu seiner Entstehung. Welche musikalischen Einflüsse hattet ihr zu dieser Zeit? Gab es den Text zuerst, die Musik später? Aeleth Kaven: Inspiriert hat uns bei diesem Song „Red Light“ von Siouxsie & The Banshees – auch wenn ihr Song thematisch nicht so viel mit The Garden gemeinsam hat, mochten wir diese gloomy tunes und haben da einfach etwas probiert. The Garden sollte eigentlich das Intro werden, war dann aber doch zu eigenständig mit dem Gesang und der eigenen Message (The Garden steht hier für Friedhof, auf dem wir mit den Kreaturen der Nacht tanzen). Der Text kam eigentlich mit dem Song, die ganze Atmosphäre schrie irgendwie nach Grusel und geheimnisvoller Stimmung.

Alte Horrorfilme, mystische Serien und das sogenannte Genre „creepypasta“: Horrorgeschichten, die sich im Internet verbreiten. Inspirationsquellen für euch? Viele Stimmungen und Geschichten scheinen Einfluss auf eure Musik & Texte zu haben. Aeleth Kaven: Oh ja, vollkommen! Creepypasta ist ein absolut geniales Highlight in der heutigen Zeit. Wäre es für uns auch, wenn es nicht so viel Aufsehen erregen würde. Da wir auch große Grusel-Hörbuch-Fans sind, früher hauptsächlich die Lovecraft-Geschichten rauf und runter gehört haben, so ist der Horizont heute natürlich mit der Menge der Geschichten gewachsen. Wenn man im Auto unterwegs ist für ein paar Stunden und sich da eine Story nach der anderen gibt – da fallen einem schon manchmal beim Hören wieder Songideen ein. Manche Stories sind so erschreckend, so sinister und morbide, andere dagegen subtil-dramatisch und schmerzvoll – es ist sehr anregend, sich in diesem Universum zu bewegen und sich inspirieren zu lassen.

Gibt es eine Art „Leitcharakter“ oder Figur den ihr quasi indirekt erschaffen habt für eure Texte? Aeleth Kaven: Es gibt da so ein kleines Mädchen, deren Geist in einer Puppe weiterexistiert. Sie heißt Hameko und ist auf einem Cover zu finden. Sie taucht nicht explizit in den Geschichten auf, aber ist zu der Zeit des Albums unsere kleine gedankliche Begleiterin gewesen. Klar, Puppen denen Geister innewohnen – ist mittlerweile filmindustriell und auch horrorfilmmäßig ziemlich überstrapaziert, aber das interessiert uns nicht. Welches Album das war, wird nicht verraten – wer es hat, darf aber gerne schauen.

Erlaubt mir noch eine rückblickende Frage: wie war das Jahr 2019 für euch auf der Bühne? Ihr hattet viele Gigs in Deutschland, Belgien…gab es einen besonderen Abend, der euch sehr in Erinnerung geblieben ist? Aeleth Kaven: 2019 war ein tolles Jahr mit schönen Gigs. Wir könnten jetzt gar nicht sagen, was da am besten war – jedes Konzert, jeder Veranstalter und jede Location hatte eine eigene Klasse und Charme – wir waren sehr zufrieden mit 2019 und möchten uns an dieser Stelle nochmal bei den tollen Menschen bedanken, denen wir 2019 begegnen durften.

Im Herbst letzten Jahres sah man auf eurer Facebookseite vielversprechende Bilder eines Videoshootings mit Waldkulisse. Jetzt, ganz frisch veröffentlicht wurde euer neues Video zu „The Spell“. Gratulation, es ist großartig geworden. Bitte erzählt etwas zu den visuellen Ideen, der Szenerie, der Songauswahl. Aeleth Kaven: Herzlichen Dank dafür, das freut uns natürlich ungemein. Wir hatten uns vorab für das Video ein ungefähres Skript überlegt. Wichtig war uns eine besondere Atmosphäre, denn der Song ist einer unserer Herzenslieder – er ist ein sogenannter „Witches‘ Chant“, in dem wir die Elemente anrufen und um Kraft und positive Energien bitten. Dass das Wetter trotz Regenphase genau an diesem Nachmittag im Wald mitgespielt hat, und es erst weitergeregnet hat als wir wieder im Auto saßen, war wirklich nahezu magisch! Die Ideen zum Makeup, zur Szenerie und ein paar der Moves hatte Eblis von LAPIS EXILIS, der auch für die Entstehung des Drehs und die Produktion/ Fertigung des Videos verantwortlich war. Die Indoor-Szenen drehten wir in dem grandiosen projekt42 in Mönchengladbach, ein wirklich toller Club, den ich hier nur empfehlen kann. An dieser Stelle nochmal ein ganz herzliches Danke an Eblis für die tolle Arbeit und an die Crew vom projekt42 für die offenen Türen und den Support!

„Wish-time“: zu eurer Bühnenshow gehört mittlerweile ein Banner, im Intro schreiten die weiblichen Bandmitglieder mit Knochen auf die Bühne. Welche weiteren Umsetzungen für eine Performance würdet ihr euch wünschen? Habt ihr neue Pläne, Ideen für zukünftige Liveumsetzungen? Aeleth Kaven: Wir haben Ideen, aber da diese bislang nur in den Köpfen existieren und wir dazu auch noch keine konkreten Pläne zur Umsetzung haben, möchte ich dazu noch nichts preisgeben. Sollten wir für die Umsetzung bereit sein, freuen wir uns natürlich, das Publikum mit weiteren Ideen zu überraschen.

Eure letzten Fotoshootings als auch das Video sind in Zusammenarbeit mit Eblis Müller alias „Lapis Exilis“ entstanden. Wie kam es dazu? Aeleth Kaven: Eblis ist ein großartiger Künstler mit dem gewissen Etwas. Wer seine Arbeiten kennt, weiß, dass er nicht nur musikalisch talentiert ist. Da wir auch privat recht häufig Kontakt haben, haben wir einfach mal ein paar Fotos mit ihm zusammen aufgenommen. Das Video entstand aus dem gleichen Hintergrund. Unser lieber Freund und Video-Spezialist Kevin (Video „Cantate“) ist leider im April von uns gegangen, ursprünglich sollte er unser Video fertigen. Da wir viel Wert auf unseren kleinen Kreis inmitten unserer Freunde und Bekannten legen, haben wir Eblis gefragt, der sich gern bereit erklärte, mit uns den Dreh nachzuholen.
Dieses Video hätte Kevin sicherlich auch gut gefallen und wir gedenken seiner in und mit diesem Video.

Arbeitet ihr aktuell an neuem Material? Gibt es bereits Liveangebote Aeleth Kaven: Ich habe schon einiges kreiert, aber 50% davon ist noch nicht ausgereift. Wir haben uns alle darüber geeinigt, dass wir mit LA SCALTRA noch andere Einflüsse hinzufügen wollen. Das gilt es zu vereinen, und ist für mich songtechnisch natürlich eine kleine Herausforderung, da ich mich intensiver mit dem Gitarrenspielen auseinandersetzen muss. Liveangebote für 2020 haben wir bis dato noch keine erhalten, somit bleibt viel Zeit für private Dinge und unser nächstes Album zu planen und zu kreieren. Es gibt für alles eine Zeit und einen Grund, und somit warten wir ab, ohne uns zu stressen.

Ich danke euch für dieses Interview und wünsche ein „gloomiges“ Jahr für LA SCALTRA. Aeleth Kaven: Vielen Dank für das tolle Interview und alles Gute für Solar Lodge, N.E.O. und eure weiteren Wege.

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